Die legendäre Schönheit der Vergangenheit, die den Ruhm zugunsten ihrer eigenen Ruhe aufgegeben hat
Sie war eine Schauspielerin, die sich nicht anstrengen musste – allein durch ihre Anwesenheit wurde die Leinwand zum Leben erweckt.
Ihr strahlendes Lächeln, ihr leuchtend rotes Haar und ihr natürlicher Charme machten Marisa Allasio zur Liebling der Zuschauer und Regisseure. Es schien, als sei ihr Weg im italienischen Kino vorgezeichnet. Doch auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs traf sie eine unerwartete Entscheidung, die alle überraschte: Sie entschied sich, sich zurückzuziehen. So begann die Geschichte einer Frau, die Schönheit, Mut und stillen Protest gegen die Welt, die sie vergötterte, in sich vereinte.

Marisa, deren voller Name Maria Luisa Lucia Allasio lautet, wurde am 14. Juli 1934 in Turin geboren. Ihr Vater, Graf Federico Allasio, war ein Held des Ersten Weltkriegs, bekannter Fußballspieler und Trainer von Genua. Von ihm erbte sie Charakterstärke und Edelmut. Von ihrer Mutter erbte sie Sanftmut und Herzlichkeit, die sich später in jeder ihrer Rollen widerspiegelten.
In den Nachkriegsjahren träumte sie keineswegs von Ruhm – sie sehnte sich nach Freiheit und neuen Horizonten. Aber das Schicksal führte sie zum Kino.
Ihr Weg auf die Leinwand begann fast zufällig: 1952, im Alter von achtzehn Jahren, spielte sie in Mario Costas Film „Verzeih mir!“ mit. Die Rolle war zwar winzig, aber ihre Lebhaftigkeit und Energie machten sie sofort auffällig.
Die italienischen Regisseure erkannten schnell, dass Marisa Allasio die Verkörperung des neuen Nachkriegsitaliens war – jung, modern und voller Lebensenergie. Fast sofort spielte sie in „Die Helden des Sonntags“ (1952) und „Das Herz der Mutter“ (1953) mit und schuf auf der Leinwand das Bild eines lebhaften, temperamentvollen Mädchens, das die Zuschauer sofort in ihren Bann zog.
Mitte der 1950er Jahre wurde Marisa zu einer der wichtigsten Figuren des italienischen Kinos. Während Gina Lollobrigida mit leidenschaftlicher Sinnlichkeit und Sophia Loren mit königlicher Pracht bezauberte, verkörperte Allasio etwas anderes: Frische, Leichtigkeit und unerschöpfliche Lebensfreude. Sie verkörperte die ragazza moderna – das „moderne Mädchen“, selbstbewusst, verspielt, unabhängig – ein Symbol für eine neue Generation von Frauen in einem sich rasch wandelnden Land.
Ihr echter Durchbruch gelang ihr 1956 mit „Arm, aber schön“ von Dino Risi. In der Rolle der Giovanna, einer lebhaften und eigensinnigen Römerin, die zwischen zwei charmanten Faulenzern hin- und hergerissen ist, begeisterte Marisa das Publikum mit ihrer Natürlichkeit. Der Film spiegelte den Optimismus der Zeit wider, und sie war sein Herzstück.
Der Erfolg war überwältigend: Es folgten Fortsetzungen – „Die Schönen, aber Armen“ (1957) und „Die armen Millionäre“ (1959). Die Trilogie wurde zu einem Klassiker der italienischen romantischen Komödie und festigte Allassios Status als nationale Liebling.
Ihr Name stand neben den größten Schauspielern des Landes, und ihr Lächeln zierte die Titelseiten von Zeitschriften in ganz Europa. Marisa wurde zum Symbol für das junge, energiegeladene Italien. In diesen glanzvollen Jahren spielte sie mit Alberto Sordi in „Graf Max“ (1957) und mit Vittorio Gassman in „Das Mädchen aus dem Palio“ (1957), wo sie die Rolle einer leidenschaftlichen jungen Frau verkörperte, die sich im Strudel der Vergnügungen und Rivalitäten von Siena wiederfand.

Allasio wechselte mühelos von Komödie zu Drama, von Frechheit zu Zärtlichkeit – die Zuschauer liebten sie für ihre Aufrichtigkeit und Lebendigkeit. Doch hinter dem Glanz des Ruhmes belasteten sie die Grenzen ihres Berufs zunehmend. Im italienischen Kino jener Zeit wurden Schauspielerinnen oft nur als dekorative Verzierungen des Bildes gesehen. Marisa hingegen träumte von einem authentischeren, tieferen Leben.
Und das Schicksal gab ihr bald ein Zeichen.
1958 lernte sie bei einem gesellschaftlichen Empfang in Rom Graf Pier Francesco Calvi di Bergolo kennen, einen Vertreter eines alten Adelsgeschlechts und Sohn der Prinzessin Yolande von Savoyen, der Tochter des letzten italienischen Königs. Zwischen den beiden entflammte eine starke gegenseitige Zuneigung, und bald sprach ganz Italien über ihre Romanze. Ihre Hochzeit wurde als märchenhafte Verbindung zwischen einem Filmstar und einem aristokratischen Geschlecht bezeichnet.
Doch gerade diese Hochzeit war der Grund für ihren Rückzug aus dem Filmgeschäft.
Sie war erst vierundzwanzig, stand auf dem Höhepunkt ihres Ruhmes – und beschloss, alles für ihre Familie aufzugeben. „Ich wollte ein echtes Leben, nicht eines, das aus Scheinwerfern und Kameras besteht“, sagte sie später. Und diese Entscheidung entsprach ganz ihrem Charakter: Marisa folgte immer nur ihrem Herzen.
Nach der Hochzeit zog sich Marisa vollständig aus dem öffentlichen Leben zurück. Das Paar bekam zwei Kinder und sie lebte ein ruhiges, harmonisches Leben fernab vom Trubel und Rampenlicht. Während ihre Kollegen weiterhin nach Rollen und der Aufmerksamkeit der Presse strebten, schien Marisa vollkommen glücklich zu sein, das Kino als schöne Erinnerung hinter sich gelassen zu haben. Sie gab nur sehr selten Interviews, trat fast nie in der Öffentlichkeit auf und wurde mit der Zeit zu einer geheimnisvollen Figur der Vergangenheit – eine Erinnerung an die goldene Ära des italienischen Kinos, voller Lachen, Leichtigkeit und Jugend.

Marisa Allasio verstarb am 17. Juli 2024, nur drei Tage nach ihrem 90. Geburtstag. Ihr Tod löste eine Welle warmer Reaktionen von Fans und Filmhistorikern in ganz Italien aus. Sie wurde nicht nur als schöne Schauspielerin in Erinnerung behalten, sondern als Symbol einer ganzen Generation – einer Generation, die den Krieg überlebt hatte und neu gelernt hatte, sich am Leben zu erfreuen. Obwohl ihre Karriere nur von kurzer Dauer war, hinterließ sie erstaunlich tiefe Spuren.
Marisa war mehr als ein Filmstar – sie war ein Phänomen. Ungezwungen, aufrichtig und von innerem Licht erfüllt, verkörperte sie den Geist ihrer Zeit. Ihre kurze, aber strahlende Präsenz im Kino erinnert daran, dass wahre Stärke und Edelmut sich manchmal in den einfachsten Entscheidungen zeigen. Sie strebte nicht nach ewigem Ruhm – sie entschied sich für Liebe, Ruhe und ein erfülltes Leben. Und damit bewies sie: Manchmal ist der schillerndste Akt ein Schritt weg vom Rampenlicht.